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Das kleine und das große Nein
Das kleine Nein sitzt auf einer Bank im Park und
isst Schokolade. Es ist wirklich sehr klein, richtig winzig und ganz leise. Da kommt eine große, dicke Frau und fragt: "Darf ich mich zu dir setzen?" Das kleine Nein flüstert leise: "Nein, ich möchte lieber allein sitzen." Die große dicke Frau hört nicht hin und setzt sich auf die Bank.
Da kommt ein Junge angerannt und fragt: "Darf ich deine Schokolade haben?" Das kleine Nein flüstert wieder: "Nein, ich möchte sie gerne selber essen." Aber der Junge hört nicht hin, nimmt dem kleinen Nein die Schokolade weg und beginnt, sie zu essen.
Da kommt ein Mann vorbei, den das kleine Nein schon oft im Park gesehen hat und sagt: "Hallo Kleine, Du siehst nett aus, darf ich dir einen Kuss geben?" Das kleine Nein flüstert zum dritten Mal: "Nein. Ich will keinen Kuss!" Aber auch der Mann scheint nicht mehr zu verstehen, geht auf das kleine Nein zu und macht schon einen Kussmund.
Nun verliert das kleine Nein aber endgültig die Geduld. Es steht auf, reckt sich in die Höhe und schreit aus vollem Hals: "Neiiin!" Und noch mal: "Nein, Nein, Nein! Ich will allein auf meiner Bank sitzen, ich will meine Schokolade selbst essen, und ich will nicht geküsst werden. Lasst mich sofort in Ruhe"
Die große, dicke Frau, der Junge und der Mann machen große Augen: "Warum hast du das nicht gleich gesagt!" und gehen ihrer Wege. Und wer sitzt jetzt auf der Bank? Nein, nicht ein kleines Nein, sondern ein großes Nein. Es ist groß, stark und laut, und es denkt: " So ist das also. Wenn man immer leise und
schüchtern Nein sagt, hören die Leute nicht hin. Man muss schon laut und deutlich Nein sagen."
So ist aus dem kleinen Nein ein großes NEIN geworden.
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Nah beieinander
Es wird erzählt, dass alle Gefühle und Qualitäten der
Menschen ein Treffen hatten. Als die Langeweile zum
dritten Mal gähnte, schlug der Wahnsinn, wie immer sehr
gewitzt vor: "Lasst uns Verstecken spielen!"
Die Intrige hob die Augenbraue, und die Neugierde
konnte sich nicht mehr zurückhalten und fragte:
"Verstecken? Was ist das?" "Das ist ein
Spiel", sagte der Wahnsinn. "Ich verstecke
mein Gesicht und fange an zu zählen, von eins bis eine
Million. Inzwischen versteckt ihr euch. Wenn ich das
Zählen beendet habe, wird der erste von euch, den ich
finde meinen Platz einnehmen, um das Spiel danach
fortzusetzen".
Die Begeisterung und die Euphorie tanzten vor Freude.
Die Freude machte so viele Sprünge, dass sie den
letzten Schritt tat um den Zweifel zu überzeugen und
sogar die Gleichgültigkeit, die sonst keine Interessen
hatte, machte mit. Aber nicht alle wollten teilnehmen:
Die Wahrheit bevorzugte es, sich nicht zu verstecken,
wozu? Zum Schluss würde man sie immer entdecken.Und der
Stolz meinte, dass es ein dummes Spiel wäre (im Grunde
ärgerte er sich, dass die Idee nicht von ihm kam) und
die Feigheit zog vor, nichts zu riskieren.
"Eins.., zwei....,drei ...vier....", der
Wahnsinn begann zu zählen. Als erste versteckte sich
die Trägheit, die sich wie immer hinter den ersten
Stein fallen liess. Der Glaube stieg zum Himmel empor
und die Eifersucht versteckte sich hinter dem Schatten
des Triumphes, der es aus eigener Kraft geschafft
hatte, bis zur höchsten Baumkrone zu gelangen. Die
Großzügigkeit schaffte es kaum sich zu verstecken, da
sie bei allen Verstecken, die sie ausfindig machte,
glaubte, ein wunderbares Versteck für einen ihrer
Freunde gefunden zu haben. Ein kristallklarer See...
ideal für die Schönheit. Der Spalt eines Baumes...
ideal für die Angst. Der Flug eines Schmetterlings...
das Beste für die Wolllust. Ein Windstoss... großartig
für die Freiheit... und sie versteckte sich auf einem
Sonnenstrahl. Der Egoismus dagegen fand von Anfang an
einen sehr guten Ort, luftig, gemütlich... aber nur für
ihn allein. Die Lüge versteckte sich im Meeresgrund
(stimmt nicht, in Wirklichkeit versteckte sie sich
hinter dem Regenbogen). Die Leidenschaft und das
Verlangen, im Zentrum des Vulkans. Die
Vergesslichkeit... ich habe vergessen wo sie sich
versteckte, aber das ist nicht so wichtig.
Als der Wahnsinn 999.999 zählte, hatte die Liebe noch
kein Versteck gefunden. Alle Plätze schienen besetzt zu
sein... bis sie den Rosenstrauch erblickte und gerührt
entschloss, sich in seinen Blüten zu verstecken.
"Eine Million", zählte der Wahnsinn und
begann zu suchen. Die erste, die entdeckt wurde, war
die Trägheit, nur drei Schritte vom ersten Stein
entfernt. Danach hörte man den Glauben, der mit Gott im
Himmel über Theologie diskutierte. Die Leidenschaft und
das Verlangen hörte man im Vulkan vibrieren. In einem
unachtsamen Moment fand er die Eifersucht und so
natürlich auch den Triumph. Den Egoismus brauchte er
gar nicht zu suchen, ganz allein kam er aus seinem
Versteck, das sich als Bienennest herausstellte. Vom
vielen Laufen empfand er Durst und als er sich dem See
näherte, entdeckte er die Schönheit. Mit dem Zweifel
war es noch einfacher, er fand ihn auf einem Zaun
sitzend, da dieser sich nicht entscheiden konnte, auf
welcher Seite er sich verstecken sollte. So fand er
einen nach dem anderen. Das Talent hinter dem frischen
Gras, die Angst in einer dunklen Höhle, die Lüge hinter
dem Regenbogen (stimmt nicht, sie war im Meeresgrund)
und sogar die Vergesslichkeit... die schon wieder
vergessen hatte, dass sie Verstecken spielte. Nur die
Liebe tauchte nirgendwo auf. Der Wahnsinn suchte hinter
jedem Baum, in jedem Bach dieses Planeten, auf jedem
Berg und als er schon aufgeben wollte, erblickte er die
Rosen. Mit einem Stöckchen fing er an die Zweige zu
bewegen, als auf einmal ein schmerzlicher Schrei
aufkam. Die Dornen hatten der Liebe die Augen
ausgestochen. Der Wahnsinn war hilflos und wusste
nicht, wie er seine Tat wieder gut machen sollte. Er
weinte, entschuldigte sich bei ihr und versprach der
Liebe, für immer ihr Begleiter zu sein.
Seit dieser Zeit, seitdem das erste Mal auf Erden
Verstecken gespielt wurde, ist die Liebe blind und der
Wahnsinn immer ihr Begleiter.
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Das Ende der Finanzkrise
Es ist August, eine kleine Stadt an der
Riviera, Haupt-Saison, aber es
regnet, also ist die Stadt leer. Alle haben
Schulden und leben auf Kredit.
Zum Glück kommt zu einem Hotel ein reicher Russe. Er will ein Zimmer und legt 100$ auf dem Tisch, danach geht er sich das Zimmer anschauen. Der Hotelchef nimmt die Banknote und läuft schnell, um seine Schulden bei dem Fleischlieferanten zu regulieren. Dieser nimmt die Banknote in die Hand und läuft schnell, um seine Schulden bei dem Schweinezüchter zu regulieren. Dieser nimmt die 100$ in die Hand und läuft schnell, um bei dem Futterlieferanten seine Schulden zu reduzieren. Dieser nimmt mit großer Freude das Geld in die Hand und gibt es der Hure, mit der er letztens beisammen war und bei der er die Dienstleistungen auf Kredit genommen hat (Krise!). Die Hure nimmt das Geld in die Hand und läuft schnell, um ihre Schulden bei dem Hotelchef zu bezahlen, bei dem sie Kredit hat....und in derselben Minute kommt der Russe vom Stockwerk zurück und sagt, "das Zimmer gefällt mir nicht!". Er nimmt seine 100$ in die Hand und verlässt die Stadt.
Niemand hat etwas verdient, aber die ganze
Stadt hat keine Schulden mehr
und schaut optimistisch in die Zukunft!
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Das Geschenk
Es war einmal ein Schüler, der seiner
Lehrerin eine wundervolle Muscheln schenkte.
Sie sagte: "Ich habe noch nie eine
solche schöne Muschel gesehen! Wo hast du
diese kostbare Muschel denn gefunden?"
Der Junge erzählte von einer versteckten
Stelle am anderen Ende der Insel und dass
dort hin und wieder solche eine Muschel
angeschwemmt werden würde.
"Ich werde diese wundervolle Muschel
mein Leben lang aufbewahren und ich danke dir
von Herzen. Aber du hättest doch keinen so
weiten Weg machen sollen, nur um mir etwas zu
schenken."
Darauf antwortete der Junge: "Aber der
weite Weg ist doch ein Teil des
Geschenks!"
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Das Leben ist wie eine Reise im Zug:
Man steigt oft ein und aus, es gibt Unfälle,
bei manchen Aufenthalten angenehme
Überraschungen und tiefe Traurigkeit bei
anderen.
Wenn wir geboren werden und in den Zug
einsteigen, treffen wir Menschen, von denen
wir glauben, dass sie uns während unserer
ganzen Reise begleiten werden: unsere
Eltern.
Leider ist die Wahrheit eine andere. Sie
steigen bei einer Station aus und lassen uns
ohne ihre Liebe und Zuneigung, ohne ihre
Freundschaft und Gesellschaft zurück.
Allerdings steigen andere Personen, die für
uns sehr wichtig werden, in den Zug ein. Es
sind unsere Geschwister, unsere Freunde und
diese wunderbaren Menschen, die wir lieben.
Manche dieser Personen die einsteigen,
betrachten die Reise als kleinen Spaziergang.
Andere finden nur Traurigkeit auf ihrer
Reise. Und es gibt wieder andere im Zug, die
immer da und bereit sind, denen zu helfen,
die es brauchen.
Manche hinterlassen beim Aussteigen eine
immerwährende Sehnsucht. Manche steigen ein,
und wieder aus, und wir haben sie kaum
bemerkt.
Es erstaunt uns, dass manche der Passagiere,
die wir am liebsten haben, sich in einen
anderen Wagen setzen und uns die Reise in
diesem Abschnitt alleine machen lassen.
Selbstverständlich lassen wir uns nicht davon
abhalten, die Mühe auf uns zu nehmen sie zu suchen
und uns zu ihrem Wagen durchzukämpfen.
Leider können wir uns manchmal nicht zu ihnensetzen,
da der Platz an ihrer Seite schon besetzt ist.
Macht nichts, so ist die Reise: voll von
Herausforderungen, Träumen, Fantasien,
Hoffnungen und Abschieden...aber ohne Rückkehr.
Also, machen wir die Reise auf
die bestmögliche Weise.
Versuchen wir mit unseren Mitreisenden gut
auszukommen, und suchen wir das Beste in
jedem von ihnen. Erinnern wir uns daran, dass
in jedem Abschnitt der Strecke einer der
Gefährten schwanken kann und möglicherweise
unser Verständnis braucht. Auch wir werden
öfter schwanken und es wird jemanden geben,
der uns versteht.
Das große Mysterium der Reise ist, dass wir
nicht wissen, wann wir endgültig aussteigen
werden und genauso wenig wann unsere
Mitreisenden aussteigen werden, nicht einmal
der, der gleich neben uns sitzt.
Ich glaube, ich werde wehmütig sein, wenn ich
aus dem Zug für immer aussteige..... Ja, das
glaube ich. Die Trennung von einigen
Freunden, die ich während der Reise traf,
wird schmerzhaft sein. Meine Liebsten allein
zu lassen, wird sehr traurig sein. Aber ich
habe die Hoffnung, dass irgendwann der
Zentralbahnhof kommt, und ich habe das
Gefühl, sie ankommen zu sehen, mit Gepäck,
dass sie beim Einsteigen noch nicht hatten.
Was mich glücklich machen wird, ist der
Gedanke, dass ich mitgeholfen habe ihr Gepäck
zu vermehren und wertvoller zu machen.
Ihr meine Freunde, schauen wir darauf, dass
wir eine gute Reise haben und dass sich am
Ende die Mühe gelohnt hat. Versuchen wir,
dass wir beim Aussteigen einen leeren Sitz
zurücklassen, der Sehnsucht und schöne
Erinnerungen bei den Weiterreisenden
hinterlässt.
Denen, die Teil meines Zuges sind, wünsche
ich
Gute Reise !
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Anders sein:
Im Land der Blaukarierten sind alle blaukariert.
Doch wenn ein Rotgefleckter sich mal dorthin verirrt,
dann rufen Blaukarierte: „Der paßt zu uns doch nicht!
Er soll von hier verschwinden, der rotgefleckte Wicht!“
Im Land der Rotgefleckten sind alle rotgefleckt.
Doch wird ein Grüngestreifter In diesem Land entdeckt,
dann rufen Rotgefleckte: „Der paßt zu uns doch nicht!
Er soll von hier verschwinden, der grüngestreifte Wicht!“
Im Land der Grüngestreiften sind alle grüngestreift.
Doch wenn ein Blaukarierter So etwas nicht begreift,
dann rufen Grüngestreifte: „Der paßt zu uns doch nicht!
Er soll von hier verschwinden, der blaukarierte Wicht!“
Im Land der Buntgemischten Sind alle buntgemischt.
Und wenn ein Gelbgetupfter Das bunte Land auffrischt,
dann rufen Buntgemischte: „Willkommen hier im Land!
Hier kannst du mit uns leben, wir reichen dir die Hand!“
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